»Der Geist gleicht dem Raum; er hat die Natur des Raums.
So wie der Raum durchdringt er alles«

der Buddha, Mahakarunanirdesha-Sutra

Geschichte des Wiener Karma Kagyü-Zentrums

Im Sommer 1981 schlägt Künsig Shamar Rinpoche Alexander Draszczyk vor, „zu schauen, ob es in Wien nicht Leute gibt, die Interesse an regelmäßigen Meditationen haben“. Er gibt auch ein paar Ratschläge dazu, wie das Ganze gestaltet werden könnte.

Kurz darauf entsteht – in Zusammenarbeit u. a. mit Erich Skrleta, dem Gründer der Buchhandlung Octopus – „Karma Namgyal Ling“, so der ursprüngliche Name des Zentrums. Erste Vorträge werden organisiert, und die Gruppe trifft sich wöchentlich im Theravada-Raum des damals neuen Buddhistischen Zentrums am Fleischmarkt, aber auch in Privatwohnungen von Mitgliedern. So nimmt allmählich das Gestalt an, wofür offenbar der 16. Gyalwa Karmapa bei seinem Österreich-Besuch im September 1977 bereits die Samen gesät hatte: ein Karma Kagyü-Zentrum in Wien.

Künsig Shamar Rinpoche hatte Ende 1981 auch Thule Jug vorgeschlagen, in Graz ein Karma-Kagyü-Zentrum zu gründen und gibt ihm dafür einen Namen: „Karma Dephel Ling“. Schon bald planen die beiden Zentren in Wien und Graz gemeinsam ihre Veranstaltungen und geben ein gemeinsames Programm heraus.

Die gesetzliche Anerkennung der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft (Ö.B.R.) im Februar 1983 ist ein sehr wichtiger Schritt für den Buddhismus in Österreich. Die große Wertschätzung, die unser Karma Kagyü-Zentrum von Anfang an für die Ö.B.R. hatte, sollte sich im Laufe der folgenden Jahre und Jahrzehnte u. a. darin äußern, dass seither immer wieder Mitglieder dieses Zentrums in verschiedenen leitenden Funktionen am Aufbau der Ö.B.R. mitgewirkt haben.

Bei der konstituierenden Sitzung der Ö.B.R. wird unser Wiener Zentrum „Karma Namgyal Ling“ als Orden der Ö.B.R. anerkannt.

Im August 1985 beauftragt Künsig Shamarpa Alexander Draszczyk mit dem Erstellen einer Verfassung für den Orden „Karma Kagyü Österreich“ (K.K.Ö.), ein Dachverband für bereits bestehende und in der Zukunft noch entstehende Karma Kagyü-Zentren in Österreich. Zur Arbeit an der Verfassung lädt Alexander Draszczyk auch Vertreter des Grazer Zentrums, sowie der mittlerweile entstandenen Linzer Gruppe ein. So entsteht allmählich – und in regelmäßiger Rücksprache mit Künsig Shamar Rinpoche – jene Verfassung, die Mitte 1986 vom Sangha-Rat der Ö.B.R. gebilligt wird.

Auf Künsig Shamar Rinpoches Anregung hin ändert unser Zentrum 1986 – ebenso wie die anderen Karma Kagyü-Zentren in Österreich – seinen Namen auf „Karme Tschö Ling Wien“ (kurz „KTL-Wien). Im Laufe der Jahre schließen sich noch Karma Kagyü-Gruppen in Salzburg, Innsbruck, Bregenz und Klagenfurt dem Orden an, dessen Sitz von Anfang an unser Wiener Zentrum ist: hier werden bis 1997 alle Österreichweiten Aktivitäten organisiert, wie z. B. Besuche von Lehrern, das gemeinsame Veranstaltungsprogramm usw.

Am 19. September 1997 zieht sich unser Wiener Karma Kagyü-Zentrum – nach einstimmigem Beschluss des damaligen Vorstands und mit Zustimmung einer großen Mehrheit der Zentrumsmitglieder – von K.K.Ö. zurück und wird von der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft unter dem Namen „Karma Kagyü Sangha“, als Orden der Ö.B.R. anerkannt.

Im Jahr 2010 wird Karma Kagyü Sangha Wien auch ein Teil des Netzwerks der sog. Bodhi Path-Zentren, die von Shamar Rinpoche geleitet werden. Wir orientieren uns an dem Curriculum, das darauf ausgerichtet ist, die zeitlosen Lehren des Buddha in die Lebensweise des 21. Jahrhunderts zu integrieren.